Never-ending Story – oder auch Betty´s Tire die dritte…


Gestern Abend hatte wir noch den Tipp von einem Einheimischen bekommen das gleich neben an ein Reifenreparaturwerkstatt wäre. Eigentlich ja eine gute Idee vielleicht hatte der ja mehr Möglichkeiten den Reifen wieder fit zu bekommen. Also bin ich da heut Morgen gleich mal vorbei und hab geschaut ob die Werkstatt schon geöffnet hat. Hatte sie auch, aber ehrlich gesagt machte die Werkstatt keinen wirklich Vertrauenssehligen Eindruck auf mich. Es sah eher aus wie eine Bretterbude auf einem Acker. Aber naja manchmal täuscht ja der ersten Eindruck. Also zurück zum Hotel die Betty flott gemacht und wieder zurück. Übereifrig wie der Typ war wollte er mir gleich den Mantel von der Felge ziehen sobald ich ihn ausgebaut hatte. So schnell nun aber nicht… Nachdem ich ihn dann mehrmals gefragt habe was und wie er denn überhaupt den Reifen flicken wollte verkroch er sich in seinen Verschlag kramte in irgendwelchen Schachteln rum und zeigte mir dann stolz einen Flicken. Einen Flicken für einen Schlauch… Soweit dazu. Dabei hatte ich ihm mehrmals gesagt dass ich einen Schlauchlosen Reifen habe. ;-) Also Plan B zurück zum Hotel und wieder selber flicken. Und nochmal zwei Dichtstreifen in dem immer größer werdenden Riss versenkt. Wer mitgezählt hat das war Numero elf und zwölf. ;-) Allerdings war der Riss mittlerweile so groß das jeder Versuch den Riss mit weiteren Dichtstreifen abzudichten nur dazu führte das das Gummi vom Mantel weiter nachgab und den Riss so nur weiter vergrößerte. So ging´s jedenfalls nicht weiter. Aber wieder half ein Zufall in Form eines Einheimischen Helfers weiter. Er meinte im Ort sei eine gut ausgerüstete Reifenwerkstatt die bestimmt weiter helfen könnte. Vielen Alternativen hatte ich ja nicht und da er so nett war uns sogar hinzuführen machte ich von dem Angebot gern Gebrauch. Und wirklich die Werkstatt zu der er uns führte machte schon einen deutlich professionelleren Eindruck als die voran gegangene.

 

 

Also hieß es wiedermal Hinterrad ausbauen und den Schaden begutachten lassen. Und ebenso motiviert wie der letzte wollte auch dieser sofort meinen Mantel abziehen. Und ebenso wieder ließ ich mir wiederum erklären was und wie er vorhatte den Riss zu flicken. Zu meiner übergroßen Freude zeigte er mir aber einen sehr großen und stabilen Flicken für den Reifen welcher auf die Innenseite des Mantels verklebt wird. Ok das sah schon deutlich besser aus als die vorhergehende Version. Also nix wie ans Werk. Also Mantel von der Felge und die Dichtstreifen entfernt. Was gar nicht so einfach war wie es sich anhört. Das Zeug klebt nämlich wie der Teufel. ;-) Danach die Reste die er mit dem Messer nicht wegbekam mit der Pneumatik Fräse abgeschliffen. Anschließend die Stelle großflächig angeraut damit der Kleber bzw. der Flicken auch seine Arbeit tun konnte. Dann alles schön eingekleistert und die beiden Flicken geklebt. Alles schön fest gedrückt und gewartet. Das Ergebnis nach gut anderthalb Stunden schweißtreibender Arbeit konnte sich sehen lassen. Zumindest sah es sehr Professionell aus. Das sollte doch nun aber halten bis Medellín... ;-)

Gekostete hat mich der Spaß 40.000 Kolumbianische Peso rund 15 Euro. Gemessen an der reingesteckten Arbeit und der Hoffnung dass der Reifen nun dicht halten würde war das ein vollkommen akzeptabler Preis. Daumen hoch. ;-)

Ein leider sehr vertrauter Anblick in den letzten Tagen...
Ein leider sehr vertrauter Anblick in den letzten Tagen...
Würmchenparty... ;-) Der kleine Flicken von innen...
Würmchenparty... ;-) Der kleine Flicken von innen...
Sieht doch richtig gut aus... :-)
Sieht doch richtig gut aus... :-)
Und runter ist der Mantel...
Und runter ist der Mantel...
Der Meister an der Fräse...
Der Meister an der Fräse...
Nebenbei sehr feinfühlig mal den Busreifen gewechselt… ;-)
Nebenbei sehr feinfühlig mal den Busreifen gewechselt… ;-)

Jetzt aber nichts wie auf die Piste. Also zurück zum Hotel Theo eingesackt und dann haben wir erst mal Kilometer gemacht. Gute zwei Stunden später nach der verschobenen Mittagspause machte der geflickte Reifen immer noch dicke Backen und hielt brav die Luft bei sich. Leider sollte es aber nicht so bleiben Nach ungefähr 200 Km machte sich nach der Tanke der erste Luftverlust bemerkbar. Zwar erst schleichend und langsam dann aber immer schneller. Ca. 40 Kilometer weiter stand ich dann wieder an einer Tanke mit wieder nur noch einem Bar im Hinterreifen. So ein Sch… aber auch dabei dachte ich wirklich das ich nun bis Medellín ruhe hätte. Aber weit gefehlt der Riss sah nun schlimmer aus als vorher und blies was das Zeug hielt. Außerdem hatte der „Meister“ der Mantel auch noch falschherum aufgezogen sprich gegen die Fahrtrichtung. Soweit dazu. Aber ok hätte mir ja auch auffallen können… :-/

Not macht ja bekanntlich erfinderisch - hielt aber leider auch nicht... ;-)
Not macht ja bekanntlich erfinderisch - hielt aber leider auch nicht... ;-)

Von da aus ging es jedenfalls ziemlich stockend vorwärts. Das hieß alle zehn fünfzehn Kilometer Ausschau halten nach einer Reifenreparaturwerkstatt. Die Tankstellen hier haben nämlich keine Luftauffüllstationen. Tja und irgendwann musste es so kommen - meine Reifen war runter auf einen halben Bar und weit und breit keine Werkstatt in Sicht. Also musste mal wieder unsere mittlerweile etwas in Mitleidenschaft gezogenen Elektrische pumpe herhalten. Allerdings hatte sie ihre Mühe überhaupt gegen den austretenden Luftverlust anzukämpfen. Viel mehr als einen Bar bekam sie einfach nicht mehr auf den Reifen. Und das obwohl sie pustete und prustete das einem schon angst und bange wurde. ;-) Ihr könnt euch sicher vorstellen dass ich nicht wirklich weit gekommen bin. Und so stand ich einige Kilometer gleich wieder am Straßenrand. Daniel und Theo waren derweil schon vorgefahren um nach einer Werkstatt Ausschau zu halten. Also musste wiedermal die kleine Pumpe herhalten und mir aus der Patsche helfen. Das war dann wohl zu viel für die kleine Pumpe. Sie hustete ein paar Mal und dann war Ruhe – für immer. Aufopferungsvoll hatte sie ihren Dienst fürs Vaterland bis zu ihrem letzten Lufthauch ausgeübt und ist schließlich in treuer Pflichterfüllung dahingeschieden… Amen…

Und der Letzte der sich an meinem Reifen versuchte und scheiterte...
Und der Letzte der sich an meinem Reifen versuchte und scheiterte...

Für mich hieß das dagegen rauf auf die Betty und nix wie weiter bevor der Reifen ganz auf null war. Und viel hatte auch wirklich nicht gefehlt als ich bei der Werkstatt ankam. Lächerliche 0,3 Bar hatten sich noch in meinem Reifen verirrt als ich zum stehen kam. Das war ein Gefühl wie auf einem Schwankenden Schiff so schwammig wie sich die Betty fuhr. Während der Reifenfritze sein bestes versuchte um den Reifen wenigstens einigermaßen wieder flott zu kriegen, von Reparieren war schon keine Rede mehr. Fuhr Daniel schon mal voraus um die Lage für ein geeignetes Nachtlager zu checken. Ich erzähl euch jetzt mal lieber nicht im Detail wie der Typ versuchte meinen Reifen zu flicken. Oder versuchte er ihm nur noch dem Gnadenstoß zu versetzen…? Ein Gemetzel umschreibt es jedenfalls sicherlich am treffendsten. Irgendwie versuchte er doch tatsächlich einen halben „Traktorreifen“ in den Riss zu quetschen um das Loch zu stopfen. Was allerdings eher dazu führte das der Mantel immer weiter aufriss. Schlussendlich gab er dann aber nach gut einer halben Stunde Kopfschüttelnd auf. Witziger weise stellte ich bei dem Reparaturversuch fest dass sich mittlerweile sogar noch ein weiteres Loch in meinem Reifen dazu gesellt hatte. Naja warum auch nicht lass uns doch gleich ein Sieb draus machen… ;-) Nu ja bis hierher und nicht weiter also. Zumindest kam Daniel mit guten Nachrichten zurück. Das nächste Hotel wäre nur gut 5 bis 8 Kilometer entfernt. Das sollte doch zu schaffen sein. Also noch ein letztes Mal den Reifen bis zum Stehkragen aufgepumpt und ab ging die Post. Im Eiltempo und mit 140 Sachen hab ich dann die letzten Kilometer bis zum Hotel in Angriff genommen. Immer mit einem Auge auf dem Luftdruck kam ich schließlich mit 0,5 Bar vor dem Hotel zu stehen. Nun war endgültig Schluss… aus, finito, Ende im Gelände - bis hierher und nicht einen Meter weiter. Jetzt half auch der beste Flicken nicht mehr nun musste ein neuer Reifen her.

Nach dem wir unser luxuriöses Nachtlager bezogen hatten gönnten wir uns erst mal das eine oder andere Bierchen in der Bar gegenüber und bastelten an einem Schlachtplan für den nächsten Tag. Da Theo den Inspektionstermin für seine Maschine noch dringend diese Woche über die Bühne kriegen wollte einigten wir uns auf die Alternative das ich mit Theo am nächsten Tag mit nach Medellín fahre mir einen neuen Reifen besorge und mit dem Bus zurück nach La Gomez fahre. Daniel sollte derweil in La Gomez bleiben um ein Auge auf die Maschinen sowie die Klamotten zu werfen. Soweit so gut na dann schauen wir mal… ;-)

 

 

 Wo sind wir? Da sind wir...;-)
Wo sind wir? Da sind wir...;-)

Tagessroute: La Loma → La Gomez

Tageskilometer: ca. 280 Km





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